Die sogenannte « europäische Flüchtlingskrise » von 2015 hat gezeigt, dass eine interdisziplinäre Reflexion über Fragen der Migration und ihre Herausforderungen notwendig ist.
Der Begriff ist vage, da Migrationsforschung an der Schnittstelle verschiedener Disziplinen angesiedelt ist : Geografie, Geschichte, Demografie, Wirtschaft, Recht, Politikwissenschaft, Soziologie, Anthropologie, Ethik, aber auch Sozialepidemiologie oder Infektiologie.
Bis heute hat keine Forschungsstruktur in Frankreich all diese Facetten abgedeckt. Dies ist die Aufgabe des Institut Convergences Migrations, das durch die Förderung von Forschungsprojekten sowie die Lehre und Weiterbildung zur Bündelung von Forschungsinteressen im Bereich der Migrationsforschung beitragen möchte.
Überblick
Im Rahmen von vier Bewerbungskampagnen im März und April 2018, April 2019 und April 2021 sowie einer weiteren Kampagne für internationale Wissenschaftler*innen und Doktorand*innen hat das Institut Convergences Migrations 638 affiliierte Migrationsforscher*innen ausgewählt, darunter 176 Promovierende.
Entsprechend des Gründungsstatuts des Instituts stammen zwei Drittel der Forschenden, die sogenannten Fellows, aus den acht Institutionen des Gründungskonsortiums, während das letzte Drittel aus assoziierten Migrationsforscher*innen anderer Pariser Universitäten, Universitäten in der Provinz, ausländischer Universitäten und anderer Organisationen besteht.
Verteilung der Fellows auf die fünf Abteilungen :
- DYNAMICS : 71
- GLOBAL : 125
- HEALTH : 67
- INTEGER : 142
- POLICY : 233
Die Rekrutierung innerhalb der wissenschaftlichen Abteilungen zeugt von großen Bemühungen um eine disziplinäre und thematische Vielfalt innerhalb der assoziierten Wissenschaftler*innen. Die Abteilung HEALTH ist ein gutes Beispiel für diese Interdisziplinarität, da sie Wirtschaftswissenschaftler*innen, Demograph*innen, Historiker*innen, Anthropolog*innen, Gesundheitswissenschaftler*innen, Epidemiologen, Psycholog*innen, Soziolog*innen oder auch Geograph*innen zusammenbringt.
Das Institut Convergences Migrations hat sich zur Aufgabe gemacht, den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft in Bezug auf das Thema Migration zu fördern. Durch seine Online-Zeitschrift De facto, das Webinar Parlons Migrations (zu deutsch : « Sprechen wir über Migration ! »), Kooperationen mit dem Verein Désinfox-Migrations u.a. sollen aktuelle Ereignisse kritisch beleuchtet und konstruktiv analysiert werden.
Das Institut hat den Anspruch, globale Migrationsbewegungen zu kontextualisieren, bestehende Datenbestände zu kritisieren, neue Daten zu generieren, Vergleiche anzustellen, die herrschenden Argumente zu dekonstruieren und die beschreibenden, erklärenden und normativen Dimensionen der beobachteten Phänomene bestmöglich zu analysieren.
Mithilfe eines Sonderbudgets fördert das Institut Convergences Migrations den Dialog mit Akteur*innen auf regionaler und lokaler Ebene : Hierzu gehören Abgeordnete, Verbände, Lehrkräfte, Verwaltungen, Agenturen und Unternehmen.
Neben einem wissenschaftlichen Rat verfügt das Institut über einen Rat der Regionen und Vereine (Conseil des territoires et des associations), der ein wichtiger Partner bei der Auswahl der Forschungsprojekten ist und in direkter Verbindung mit lokalen Akteur*innen steht.
Alle Aktivitäten des Instituts im Bereich des Dialogs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft finden Sie hier.
Das Institut Convergences Migrations bietet einen Masterstudiengang MIGRATIONS an, der von der EHESS und der Sorbonne gemeinsam akkreditiert wurde. In einem stark wachsenden Forschungsfeld ergänzt dieser innovative Studiengang, der in Kooperation mit den Partner*innen des Instituts konzipiert wurde, andere Masterstudiengänge im Bereich der Migrationsforschung. Seine Stärken : Interdisziplinarität und eine feldbasierte Methodik. Ziel ist die Ausbildung von Forscher*innen und Expert*innen im Bereich Migration, von denen einige ihre Ausbildung in den disziplinären Promotionsprogrammen fortsetzen können.