PUBLI : Veit Bachmann, Kmar Bendana et Betty Rouland, « Ein Land zwischen Hoffnung und Ungewissheit – Demokratie, Mobilität und Biotechnologie in Tunesien nach 2011 », Forschung Frankfurt, vol. 1, 2022

Einlei­tung

Wie hat sich die tune­sische Gesell­schaft nach der Revo­lu­tion im Jahr 2011 entwi­ckelt ? Ist das norda­fri­ka­nische Land tatsä­chlich auf dem Weg zu einer Demo­kratie ? Der human­geo­gra­fische Blick nach Tune­sien vermit­telt ein widers­prü­chliches Bild.

Die arabi­schen Revo­lu­tionen der Jahre 2010/​2011 nahmen in Tune­sien ihren Anfang. Wir vermeiden bewusst die Begriffe »Jasminrevo­lu­tion« oder »Arabi­scher Früh­ling«, da diese eine europäisch-roman­ti­sie­rende Sichtweise auf diese Revo­lu­tionen impli­zieren. Im Falle Tune­siens hat sich der Begriff der »Revolution der Würde« etabliert, um auszu­drü­cken, dass im Kern der Aufstände die Forde­rung nach Würde stand : Menschenwürde, Würde gegen Poli­zei­willkür, die Würde, sich seinen Lebensunte­rhalt selbst verdienen zu können, die Würde der Frei­heit und die Würde, über den eigenen Körper verfügen zu können – und die Würde, sich über natio­nal­staat­liche Grenzen hinweg frei bewegen zu können. Weder in Tune­sien noch in einem anderen arabi­schen Staat wurden alle Hoff­nungen erfüllt, die in die Volk­sauf­stände gesetzt worden waren. Es ist jedoch unstrittig, dass die Proteste, ausgelöst durch die Selbst­ver­bren­nung des Gemü­sehändlers Mohamed Boua­zizi am 17. Dezember 2010 in der zentral­tu­ne­si­schen Kleins­tadt Sidi Bouzid, zahl­reiche Länder in Norda­frika und im Nahen Osten massiv verän­dert haben. Poli­tische Hoff­nung, Frus­tra­tion und Unge­wis­sheit Während die tragische Situa­tion in Syrien in europäi­schen Medien durchaus Beach­tung fand und noch immer findet und zeit­weilig auch über die Lage in Ägypten und Libyen berichtet wird, finden die Entwi­ck­lungen in Tune­sien
weitaus seltener Eingang in Zeitungen und Nachrich­ten­sen­dungen. Dies ist inso­fern auch als posi­tives Zeichen zu sehen, weil es wohl unter anderem damit zusam­menhängt, dass es hier so gut wie keine gewalt­samen Ausei­nandersetzungen gibt. Ein weiterer Grund der medialen Absti­nenz mag aber in der Komplexität der Entwi­ck­lungen in Tune­sien liegen, die äußerst schwierig zu entschlüs­seln ist.

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